Man darf davon ausgehen, dass Helmut Linssen wusste was er tat, als er mehrere Hunderttausend Mark bei einer Briefkastenfirma in der Karibik deponierte. Es bleibt die Frage nach seinem Motiv. Und ein ungutes Gefühl.

Als Finanzminister mahnte er zur Sparsamkeit. Als Schatzmeister der CDU und Finanzchef der RAG-Stiftung muss er darauf achten, dass die Bücher in Ordnung sind. Helmut Linssen, selbst Unternehmer, ist ein ausgewiesener Experte in Sachen Finanzen. Man darf also davon ausgehen, dass er wusste was er tat, als er mehrere Hunderttausend Mark bei einer Briefkastenfirma in der Karibik deponierte.

Genau das ist die politische Fallhöhe für den Ex-Minister. Linssen ist juristisch sauber aus der Sache herausgekommen. Seine Beteuerung, er habe keine Steuern hinterzogen, ist unwidersprochen. Es bleibt aber die Frage, welchen Zweck er mit dem Geldtransfer auf's Konto einer Briefkastenfirma auf den als Finanzoase bekannten Bahamas verfolgte – und es bleibt ein ungutes Gefühl. Zumindest hat Linssen dem diffusen Vorurteil, dass es „die da oben“ mit den Finanzregeln nicht so genau nehmen, Vorschub geleistet.

Eines muss man Linssen jedoch zugute halten: Anders als Alice Schwarzer flüchtet er sich nicht mit peinlichen verbalen Rundumschlägen in eine Opferrolle.