Erst vor einem Jahr begann das Ende von Thyssen-Krupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme. In der Krise steckt der Konzern immer noch, die Vergangenheitsbewältigung ist nicht geschafft. Aber man kann Fortschritte sehen.

Zuweilen hilft ein Blick zurück, um die aktuelle Position zu bestimmen. Erst ein Jahr ist es her, da erlebte der Krisen-Konzern Thyssen-Krupp eine bemerkenswerte Aktionärsversammlung: Dem Chef Heinrich Hiesinger hängte ein Aktionärsvertreter das Etikett „Heinrich der Löwe“ um, der Aufsichtsratschef Gerhard Cromme ging als „größte Teflonpfanne der Republik“ nach Hause. Es war der Anfang vom Ende Crommes als Oberaufseher und Nachfolger von Berthold Beitz an der Spitze der Krupp-Stiftung.

Alles Geschichte. Heute wird Ursula Gather als Chefin des Stiftungskuratoriums im Publikum sitzen. Ebenso die Vertreter des inzwischen zweitwichtigsten Eigentümers Cevian. Das sind neben der Unternehmenskultur auf lange Sicht die gravierendsten Veränderungen. In der Krise steckt Thyssen-Krupp immer noch. Wer will, kann Fortschritte erkennen. Die Vergangenheitsbewältigung ist zwar nicht so gelungen, wie Hiesinger es erhofft und in Aussicht gestellt hatte. Letzteres war ein Fehler, der zusammen mit der teilweisen Rückabwicklung des Nirosta-Verkaufs Erklärungsbedarf produziert. Hiesinger wird versuchen zu erklären und Vertrauen aufzubauen. Vertrauen bestimmt die Zeit, die Hiesinger hat, um den Konzern als Ganzes zu erhalten.