Die Bundeswehr muss mit der Zeit gehen. Die Wehrpflichtarmee ist vorbei. Sie braucht Berufssoldaten und Freiwillige. Sie muss mit der Wirtschaft konkurrieren. Da sind „weiche Faktoren“ gefragt. Die Bundeswehr ist reif für die große Kümmerin, für von der Leyen.
Die Schusterin bleibt bei ihrem Leisten. Ursula von der Leyen setzt als Verteidigungsministerin ihre ersten Akzente in der Familienpolitik. Das ist aus drei Gründen clever. Erstens muss sie Vorurteile widerlegen. Laut „Deutschlandtrend“ halten 44 Prozent der Bürger die CDU-Politikerin für keine gute Besetzung. Es war für viele verstörend, dass sie Ministerin wurde, obwohl sie nicht vom Fach ist. Von der Leyen geht mit solchen Urteilen um, in dem sie sich auf einem Feld profiliert, wo man ihr Kenntnisse und Sensibilität nicht absprechen kann.
Zweitens reitet sie kein Steckenpferd, sondern spricht ein reales Problem an. Wohlgemerkt: Die Ansprache stimmt, ersetzt aber kein Konzept. Dafür ist es zu früh. Von der Leyen wird schon „liefern“. Zumal die Klagen über die mangelnde Vereinbarkeit von Dienst und Familie sich häufen.
Die Bundeswehr muss mit der Zeit gehen. Die Wehrpflichtarmee ist vorbei. Sie braucht Berufssoldaten und Freiwillige. Sie muss mit der Wirtschaft konkurrieren. Da sind „weiche Faktoren“ gefragt. Das gesellschaftliche Umfeld hat sich verändert. Immer mehr Frauen gehen einem Beruf nach. Das bedeutet: Man muss nicht nur auf die Soldatinnen achten, sondern auch auf die Frauen der Soldaten. Früher zogen sie bei jeder Versetzung mit – heute häufen sich die Interessenkollisionen. Deshalb pendeln immer mehr Soldaten zwischen Heimat- und Dienstort , woran die Familien leiden. Kinder sind ein Thema, die Pflege älterer Angehöriger auch. Diese Probleme sind lösbar.
Drittens ist der Zeitpunkt günstig. Der Abzug aus Afghanistan steht an, die gröbsten Härten durch die Reform hat die Truppe hinter sich. Die Soldaten sind verunsichert. Die Bundeswehr ist reif für die große Kümmerin, für von der Leyen. Natürlich hat die Bundeswehr andere Sorgen, die Drohnen, Anfragen nach weiteren Auslandseinsätzen. Von der Leyen kann schnell genötigt werden, ihre Familienagenda hintanzustellen. Aber als neue Herausforderung ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie glaubwürdiger als eine Initiative mit angelesenem Wissen etwa zur Drohnenproblematik.