Na, wie wird das neue Jahr wohl werden? Selbstverständlich gut! Für die meisten jedenfalls. Könnte man jedenfalls meinen. Diejenigen, die durch den Rost fallen, weil sie auf dem Arbeitsmarkt trotz brummender Konjunktur keine Chance haben, weil sie altersbedingt oder anderweitig arm sind, weil sie allein, alleingelassen oder behindert sind, weil sie im CSU-Stammtischjargon Armutsflüchtlinge sind und daher Ablehnung zu spüren bekommen, weil sie Hunger schieben, vor Kriegen und Naturkatastrophen weglaufen oder auf der Flucht im Mittelmeer ersaufen – die trüben die guten Aussichten nicht. Das wäre ja noch schöner.

Nein, nein - die Wirtschaft wird wachsen, es gibt neue Jobs, die Winterspiele in Sotschi finden mit international beachteten Homo-Demos gegen den Bilderbuch-Demokraten Putin statt, Deutschland spielt zwar überragend, wird aber in Brasilien dennoch nur Fußballweltmeister der Herzen. Alles gut, oder?

Nun ja, einiges könnte besser laufen. Schlimm wäre, wenn Edward Snowden nach Ablauf seines Asyls in Russland von den USA festgesetzt werden sollte. Mitschuld trüge Deutschland mit seiner Weigerung, ihm mindestens zeitweise Obdach zu gewähren.

Das neue Jahr wird vielleicht gut, auf jeden Fall aufregend

Noch bitterer wäre eine PR-Aktion Obamas, den Whistleblower unter generösem Verzicht auf die Todesstrafe lediglich zu ungefähr 137 Jahren Knast verurteilen zu lassen. Spätestens dann stellt sich Vizekanzler Gabriel sicher an die Spitze der Protestbewegungen für die Freilassung Snowdens. Er erreicht seine Begnadigung nach 82 Jahren und wird für den Friedensnobelpreis nominiert. Die Kanzlerin gratuliert. Seehofer kommt die Begnadigung zu früh.

Spaß beiseite. Nicht so richtig toll wird es mit der Großen Koalition. Sie kriegt sich schon jetzt wegen der Maut und der ausländerfeindlichen CSU-Sprüche an die Köpfe. Die Kritik Gabriels an der Energiepolitik des Vorgängerkabinetts birgt Sprengstoff. Der Mindestlohn ist längst nicht eingeführt, auch nicht die Rentenreförmchen.

Sei’s drum. Das neue Jahr wird vielleicht gut, auf jeden Fall aufregend. Grund genug, um Ihnen und uns allen einen guten Rutsch ins neue Jahr zu wünschen.