Edward Snowden und Hans-Christian Ströbele. Da trafen sich zwei, die eines gemeinsam haben, Sendungsbewusstsein, im Verhältnis zu den Medien: Sendebewusstsein. Der Zeitpunkt ist klug gewählt: In den USA steht die NSA unter Druck.
Alle reden über Edward Snowden - Hans-Christian Ströbele redete MIT ihm. Das ist der Coup des Grünen-Abgeordneten. Die Initiative, mit dem früheren NSA-Mann in Moskau ins Gespräch zu kommen, hätte auch anderen gut angestanden, Parlament, Justiz, Regierung. Da trafen sich zwei, die eines gemeinsam haben, Sendungsbewusstsein, im Verhältnis zu den Medien: Sendebewusstsein. Der Zeitpunkt ist klug gewählt. Die Öffentlichkeit ist aufgewühlt, und in den USA steht die NSA unter Druck.
Der Brief, den Ströbele mitbrachte, liest sich wie ein Musterschreiben: Bitte um Asyl und Sicherheit, biete Aussagen über die Machenschaften der NSA. Offensichtlich würde er lieber heute als morgen Russland verlassen. Er sträubt sich dagegen, dort Rede und Antwort zu stehen - klar, wer sollte ihn noch aufnehmen, wenn er erst vollständig ausgepackt hat? Dann wäre der „Whistleblower“ endgültig den Russen ausgeliefert.
Man muss sich in den früheren NSA-Mann hineinversetzen. Er ist kein Amerika-Feind. Er ist einer, der sein Land auf den Pfad der Tugend zurückbringen will - durch Mut zur Wahrheit. Das ist naiv. Man muss sich um ihn Sorgen machen: Der Verrat wird geliebt, nicht der Verräter.
Es ist vieles denkbar im deutsch-amerikanischen Verhältnis, auch eine Eskalation, aber Asyl für den Ex-NSA-Mann? Es ist nicht Luxemburg, mit dem man Krach riskieren würde. Vielleicht wird umgekehrt ein Schuh daraus: Die Debatte über Asyl könnte die USA dazu bewegen, mehr Rücksicht zu nehmen. Auf Deutschland, nicht auf Snowden.