Anderen Ländern öffentlich Lektionen zu erteilen, wie man am geeignetsten marode Staatsfinanzen in Ordnung bringt – darin war Amerika immer ganz groß. Die Europäische Union, hier gesondert der deutsche Finanzminister und die Kanzlerin, mögen ein Lied davon singen, wie es sich anfühlte, auf dem Höhepunkt der Griechenland-Krise von Washington belehrt zu werden. Umgekehrt blieb diese Einflussnahme stets aus.
„Too big to criticise“ – zu groß und zu mächtig, um Kritik zu üben: das war die allgemeine Haltung der Weltgemeinschaft gegenüber den Vereinigten Staaten. Auch wenn die schlichten Zahlen wenig Anlass gaben, Vertrauen in das Gebaren der USA zu setzen. 16,7 Billionen Dollar Schulden sprechen für sich.
Das Naturgesetz, wonach gegen die Leitwährung Dollar und die ihn steuernde politische Klasse kein böses Wort zu richten ist, gilt inzwischen nicht mehr. Mit jedem Krisen-Showdown wird das Murren gegen die latente Verantwortungslosigkeit Washingtons lauter.
China, größter Gläubiger des Systemfeindes, ließ jetzt einen Satz verlauten, der noch Geschichte schreiben wird. Es werde Zeit, die Welt zu „ent-amerikanisieren“. Pekings Angriff auf die Vormachtstellung des globalen Geldbeschaffers Amerika wird langfristig nicht ohne Wirkung bleiben. Selbst wenn im Kongress heute oder in den nächsten Tagen eine Lösung des Streits um Macht und Moneten in letzter Minute gelingen sollte – die Quasi-Unbedenklichkeit Amerikas als Garant eines stabilen Währungssystems ist schwer beschädigt.