503 gegen 127. Regierungs-Riese gegen Oppositionszwerg. Dies wäre die Situation im Bundestag, käme es zu einer Großen Koalition. Schwarz-Rot könnte mit seiner Vier-Fünftel-Mehrheit Änderungen im Grundgesetz durchsetzen – Grüne und Linke allein hätten nicht einmal genug Stimmen, einen Untersuchungsausschuss einzuberufen. Denn dazu braucht man die Stimmen von einem Viertel der Abgeordneten.
Eine zahlenmäßig aufgeblasene Mega-Regierung gegen eine marginalisierte Rest-Opposition – viele Politikexperten und Kommentatoren sehen es dieser Tage so. Wäre also eine Große Koalition, die je nach Umfrage das Wunsch-Bündnis von immerhin 48 bis 58 Prozent der Deutschen ist, eine Gefahr für die parlamentarische Demokratie in Deutschland?
Jedenfalls muss man befürchten, dass das ausgeprägte machtpolitische Ungleichgewicht im Bundestag die ohnehin wachsende Politikverdrossenheit in weiten Teilen der Bevölkerung noch einmal steigern würde. Das diffuse Gefühl: „Die da oben machen ja doch was sie wollen“ würde durch die Abwesenheit eines starken politischen Korrektivs zusätzliche Nahrung erhalten.
Populistische Parteien erstarken
Dies wiederum könnte leicht eine Stärkung populistischer Parteien zur Folge haben. Die 4,7 Prozent, die die AfD mit ihren Anti-Euro-Parolen am Wahlabend einfuhr, könnten da nur ein kleiner Vorgeschmack sein.
Wozu eine Große Koalition führen kann, ist gerade in Österreich zu besichtigen. Dort haben Bündnisse zwischen Sozialdemokraten und Konservativen eine lange Tradition. Aktuell regiert Rot-Schwarz seit 2007. Die wenig schlagkräftige Koalition, der auch überzeugende Persönlichkeiten fehlen, gilt als Hauptgrund für das deutliche Erstarken populistischer Parteien bei der Wahl am Sonntag.
Eine Große Koalition ist kein antidemokratisches Teufelswerk. Sie sollte aber nur dann regieren, wenn alle anderen Wege verbaut sind. Und dann nur für begrenzte Zeit. Denn Demokratie lebt von klaren Alternativen. Und nicht vom kleinsten gemeinsamen Nenner.