Jetzt geht er also doch: Peer Steinbrück ist spätestens in zwei Monaten, nach der Teilnahme an möglichen Koalitionsverhandlungen, ein Spitzengenosse a. D. Er verlässt die Bühne aufrecht, aber doch aus gutem Grund: Mit seiner Rückzugs-Ankündigung hat er etwas verspätet die Konsequenz aus der Niederlage der SPD gezogen, die er auch persönlich zu verantworten hat.
Der Klartext-Ökonom war der falsche Kandidat für das weichgespülte Gerechtigkeitsprogramm der SPD, von seinem pannenreichen Kampagnenstart hat er sich nie wieder erholt. Ein paar Tage lang hat Steinbrück wohl noch geglaubt, er könne dennoch weitermachen. Minister in einer Großen Koalition wollte er zwar nicht werden, aber gern ließ Steinbrück Spekulationen zu, er könne SPD-Fraktionschef werden – falls Steinmeier später doch ins Kabinett wechseln sollte.
Steinbrück entlastet mit seinem Schritt die Parteiführung. Wenn wenigstens einer Verantwortung übernimmt für die Wahlenttäuschung, schwindet der Druck auf Gabriel und Nahles. Nun klären sich die Verhältnisse in der Spitze: Vieles läuft jetzt erst recht auf Gabriel zu. Kommt es zur Großen Koalition, dürfte er als Parteichef und Vizekanzler der starke Mann der SPD werden.