Irans neuer Präsident Hassan Ruhani mag zwar deutlich moderater auftreten als sein exzentrischer Amtsvorgänger Ahmadinedschad, im Kern weicht er aber kaum von dessen Standpunkten ab. Der neue Dialogprozess ist vor allem aus der Not geboren. Ruhani erhofft sich von einem amerikanischen Wohlwollen, dass der Sanktionsdruck gelockert wird.
Auch wenn sich der US-Präsident und sein iranischer Amtskollege nun doch nicht die Hände gereicht haben, spricht vieles dafür, dass im Kalten Krieg zwischen den beiden Ländern allmählich Tauwetter einsetzt. Teherans neue Verhandlungsbereitschaft macht Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Atomstreits. Aber: Irans neuer Präsident Hassan Ruhani mag zwar deutlich moderater auftreten als sein exzentrischer Amtsvorgänger Ahmadinedschad, im Kern weicht er aber kaum von dessen Standpunkten ab. Wie Ahmadinedschad beharrt er auf dem Atomprogramm seines Landes und beteuert zugleich, der Iran strebe nicht nach Atomwaffen. Wie sein Vorgänger kritisiert auch Ruhani die Existenz Israels – nur hetzt er nicht so aggressiv gegen den Judenstaat. Warum also jetzt die freundlichen Töne aus Washington?
Der neue Dialogprozess ist vor allem aus der Not geboren. Ruhani erhofft sich von einem amerikanischen Wohlwollen, dass der Sanktionsdruck gelockert wird. Auch Obama ist auf Teheran angewiesen. Eine friedliche Lösung des Bürgerkriegs in Syrien ist ohne den Iran als engstem Partner des Assad-Regimes nicht vorstellbar. Im Irak halten die Iraner die verbündeten Schiiten vor einem großflächigen Vorgehen gegen die rebellierenden Sunniten zurück. Tun sie das nicht mehr, zerfällt das Land. Damit wäre die US-Intervention 2003 vollends gescheitert. Und auch in Afghanistan müssen die USA auf Teheran hoffen: Der Iran unterstützt dort Aufstandsgruppen. Mäßigt Teheran diese Gruppen, flammt wenigstens nicht im kommenden Truppenabzugs-Jahr der große Bürgerkrieg auf.
Die beiden Erzfeinde gehen aufeinander zu, weil sich brauchen wie nie zuvor – für die Welt ist das eine gute Nachricht.