Frieden in der Welt predigen und weltweit als drittgrößter Waffenlieferant Geld scheffeln - im Neuen Testament gibt es dafür eine Bezeichnung: Pharisäer, was in polemischer Weise für Heuchler steht. Als solche dürften sich die Verantwortlichen der damaligen rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder und der nachfolgenden großen Koalition unter Angela Merkel aber sicher nicht gefühlt haben. Immerhin ist das Geschäft, bedenkliche Chemikalien nach Syrien zu verkaufen, zwischen 2002 und 2006 in gutem Glauben an eine zivile Nutzung von diesen Regierungen abgenickt worden.
Heuchelei hat nur Erfolg, wenn sich jemand durch Unwissenheit täuschen lässt - Deutschland hat sich beim Geschäft mit Syrien blenden lassen. Im besten Fall aus Unwissenheit und Leichtgläubigkeit. Im schlechtesten aus Gleichgültigkeit. Die ausfuhrgenehmigungspflichtigen Stoffe, die das Assad-Regime auf seine Einkaufsliste schrieb, deuteten früh darauf hin, dass daraus das tödliche Nervengift Sarin hergestellt werden kann. Keinerlei Bedenken, so lautete das Fazit des Bundeswirtschaftsministeriums.
Von einer Mitschuld Deutschlands am Tod von 1400 Syrern kann keine Rede sein. Die Verantwortlichen von damals müssen sich aber heute gefallen lassen, als naiv bezeichnet zu werden.