Bremen. Sebastian Mielitz, Nachfolger von Tim Wiese bei Werder Bremen, hat sich in einem Interview gegen seine Kritiker zur Wehr gesetzt. Ist dabei aber mit seiner Erinnerung an den Fall Robert Enke zu weit gegangen. Ein Kommentar.
In Bremen wird über eine baldige Rückkehr von Tim Wiese spekuliert. Das kann dessen Nachfolger Sebastian Mielitz nicht gefallen. Sah sich doch der 24-Jährige, der in der vergangenen Saison nie aus dem Schatten seines übergroßen Vorgängers herauszutreten vermochte, zuletzt eh ständig wachsender Kritik ausgesetzt.
Dass Mielitz sich dagegen nun öffentlich wehrt, ist sein gutes Recht. Allerdings tat er dies bisher vorwiegend mit Allgemeinplätzen. Kein anderer Spieler stehe „so unter Druck wie der Torhüter. Wenn der einzige Fehler im Spiel zum Tor führt, reicht das, um schlecht bewertet zu werden.“
Mit Vergleichen behutsam umgehen
Stimmt. Nur weiß dies jeder Torhüter, und als weinerlich empfundene Hinweise darauf werden in dieser gnadenlosen Branche gewöhnlich sofort als Schwäche ausgelegt. Mielitz allerdings ging noch weiter – zu weit. „Klar ist jeder Torwart vom Wesen her anders“, hat er gesagt, „aber man sollte den Fall Robert Enke nicht vergessen.“
Nun sollte Enkes Tod grundsätzlich immer Mahnung sein, den Menschen hinter dem Sportler zu sehen und darüber nachzudenken, wie weit Kritik und Druck in einer Leistungsgesellschaft gehen dürfen. Aber der Respekt vor seinem tragischen Schicksal gebietet es, mit Vergleichen behutsam und verantwortungsvoll umzugehen.