Washington. Obamas Stabschef räumt im US-Fernsehen ein, dass es bisher keinen gerichtsfesten Beweis für Assads Gebrauch von Giftgas gibt, dann spricht der US-Außenminister von einer Möglichkeit, den Militärschlag zu vermeiden - und rudert nachher zurück. Die Hemdsärmeligkeit der amerikanischen Regierung macht allmählich sprachlos.

Erst räumt Obamas Stabschef im Fernsehen ein, dass es Indizien aber bisher keinen gerichtsfesten Beweis für Assads Giftgassünden gibt. Dann macht Außenminister John Kerry in London zum Schein ein Szenario auf, in dem der Welt ein Militärschlag in Syrien erspart bliebe. Die Hemdsärmeligkeit der amerikanischen Regierung macht allmählich sprachlos. Assad mag „rote Linien“ überschritten haben, die US-Regierung verliert ihren roten Faden.

Die Widersprüchlichkeit der Signale, die das oberste Personal inklusive Präsident Obama aussenden, ist verdächtig. Washington ist sich seiner Sache trotz aller Beteuerung, die Schandtaten Assads lückenlos belegen zu können, offenbar alles andere als sicher. Kerrys vergiftete Offerte ist der vorläufige Tiefpunkt.

Die Forderung, das syrische Chemiewaffen-Arsenal unter internationale Kontrolle zu stellen, unter aktiver Beteiligung Russlands und des UN-Sicherheitsrates, hätte vor allem Säbelrasseln auf der Tagesordnung der internationalen Gemeinschaft stehen müssen. Ernsthaft. Nicht als Testballon, den man aufbläst, um ihm im gleichen Atemzug die Luft abzulassen.

Dass Moskau den Fauxpas sofort ausschlachtet und Assad zur Vernichtung der C-Waffen drängt, macht das Chaos perfekt. Was hier Kalkül ist und was echte Krisen-Moderation, wird man erst wissen, wenn die Assad-Regierung mit Putins Flankenschutz Kerry beim Wort nehmen sollte. Der Tag nach einer denkbaren Abstimmungsniederlage Obamas im Kongress wäre ein geeigneter Zeitpunkt.