Am Ende dieser Woche kann eine der hoffnungsvollsten politischen Karrieren des 21. Jahrhunderts so gut wie besiegelt sein. Verweigert der Kongress in Washington Barack Obama die parlamentarische Rückendeckung für den Syrien-Einsatz, ist der amerikanische Präsident eine Mann ohne Autorität.

Es klingt alarmistisch, ist es aber nicht: Am Ende dieser Woche kann eine der hoffnungsvollsten politischen Karrieren des 21. Jahrhunderts so gut wie besiegelt sein. Verweigert der Kongress in Washington Barack Obama die parlamentarische Rückendeckung für den Syrien-Einsatz, und danach sieht es vorläufig aus, ist der amerikanische Präsident eine Mann ohne Autorität. Gesundheitsreform, Schulden-Debakel, Steuern, Einwanderung - keine der großen innenpolitischen Aufgaben, die Amerika weit mehr bewegen als jeder Konflikt außerhalb, wäre bei ihm noch in guten Händen. Der Kongress, seit Tag 1 ein Störfaktor in Obamas Präsidentschaft, würde das Weiße Haus lahmlegen. Die Schuld daran trüge allein Obama, der in diesen Tagen erntet, was er gesät hat.

Auf Zeit gespielt

Bereits lange vor Amtsantritt propagierte der eloquente Senator aus Illinois einen maßvolleren Fußabdruck der Vereinigten Staaten in der Weltgeschichte. Darum, vor allem darum, wurde er gewählt. Wann immer seither streitschlichtende Einmischung von außen an Washington herangetragen wurde, hat Obama sich folgerichtig gewunden, abgewartet, auf Zeit gespielt. Zum einen aus leidvoller Erfahrung in den katastrophalen Bush-Jahren. Zum anderen, weil schlicht das Konto leer ist. Amerikas militärische Abenteuer im Gefolge des 11. September 2001 haben erheblich zur Misere bei den Staatsfinanzen beigetragen.

Lautlose Henker

Die Konsequenzen sind bekannt: Raus aus dem Irak. Raus aus Afghanistan. In Libyen „von hinten“ geführt. In Syrien zweieinhalb Jahre und 100.000 Tote abgewartet. Anstatt sich vor Ort mit Mensch und Material in Gefahr zu begeben und Weltpolizist zu spielen, schickt Amerika lieber lautlose Henker über den Atlantik, um in Nordafrika und Pakistan Terroristen zu töten, bevor sie terrorisieren können. Nichts illustriert die Unlust vor militärischem Engagement im Ausland besser als der expansive Einsatz von Drohnen.

Wer so handelt und Zurückhaltung predigt, darf sich weder wundern noch beklagen, wenn der Staatsbürger von einem von vorne bis hinten nicht überzeugenden Militärschlag in Syrien nichts hält und das seinen Abgeordneten in Washington unmissverständlich wissen lässt.