Putins Demonstration der Macht ist gelungen. Obamas Mission, Verbündete zu finden, um Assads Giftgas-Einsatz zu bestrafen, ist gescheitert. Europa ist uneinig. Und Amerika steht vor einer heiklen Mission.

Das muss ein Gipfel ganz nach dem Geschmack des russischen Präsidenten gewesen sein: Vor dem Konstantin-Palast, einst Zaren-Residenz, empfing Wladimir Putin die Mächtigen der Welt. Es gab gutes Essen, ein Feuerwerk, ein Konzert und viele Gespräche – und keinerlei Bewegung.

Aber es gab Einsichten. Erstens: US-Präsident Obama und Putin haben die russisch-amerikanischen Beziehungen in eine Sackgasse manövriert, und keiner ist bereit, zu wenden.

Zweitens: Putin will Russland zu alter Stärke zurückführen. Sein beharrliches Njet (zum weiteren Abbau von Nuklearwaffen, dem Raketenschutzschirm oder einem Militärschlag in Syrien) stärkt die Bedeutung des Landes, das seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion an Einfluss verloren hat.

Obama ist gescheitert

Drittens: Putin fürchtet, dass Syrien ohne Machthaber Assad in die Hände islamistischer Extremisten fallen kann, die dann auch in seinem Herrschaftsgebiet im Nordkaukasus wieder für Unruhe sorgen könnten.

Putins Demonstration der Macht ist gelungen. Obamas Mission, Verbündete zu finden, um Assads Giftgas-Einsatz zu bestrafen, ist gescheitert. Europa ist – wie so oft in wichtigen Fragen – uneinig. Und Amerika steht – mit Frankreich, Australien, Saudi-Arabien und der Türkei an der Seite – vor einer heiklen Mission. Die Vergangenheit lehrt, dass ein Krieg keine Probleme löst. Richtig ist aber auch, dass der Giftgas-Einsatz nicht einfach hingenommen werden kann.

Schlüsselrolle für Iran

In all dem Gipfel-Getöse geht eine Stimme von außen ein wenig unter: Sie gehört dem neuen iranischen Präsidenten Ruhani. Er schlägt ungewohnte Töne an und gratulierte Israel zum Neujahrfest. Sein Vorgänger Ahmadinedschad wollte die Israelis noch „ins Meer treiben“.

Der Iran hat eine Schlüsselrolle in der Region und ist der engste Verbündete Syriens. Von Teheran kann es entscheidend abhängen, wie die syrische Antwort auf einen Militärschlag der USA aussähe. Die Iraner waren in den 80er-Jahren selbst Opfer von Giftgasangriffen durch Saddam Hussein. Tausende Menschen starben. Ein Trauma, das bis heute nachwirkt. Ruhani hat den Giftgas-Einsatz in Syrien verurteilt. Wie er sich bei einem Militärschlag der Amerikaner verhält, ist ungewiss.