Ein paar einflussreiche Senatoren hat Präsident Barack Obama offenbar für einen Militärschlag in Syrien überzeugen können. Der Mehrheit im Kongress aber ist unwohl bei dem Gedanken, dass sich Amerika nach Irak und Afghanistan erneut in ein unwägbares Abenteuer stürzen könnte. Was vielen fehlt, ist der Ausblick auf den Tag danach.

Der Feldzug vor dem Feldzug läuft auf vollen Touren. Wie er ausgeht, wenn nächste Woche der Kongress in Washington über Obamas Militär-Ansinnen in Syrien entscheidet, bleibt weiter ungewiss. Zustimmende Äußerungen einzelner, zugegeben einflussreicher Senatoren stellen nicht mehr als kleine Etappenerfolge für die Regierung dar. Die breite Mehrheit der 535 Volksvertreter verspürt unverändert größtes Unbehagen bei der Vorstellung, dass Amerika sich nach Irak und Afghanistan erneut in ein unwägbares Abenteuer stürzen könnte.

Diesen Verdacht haben die Botschafter einer harten Hand gegenüber Diktator Assad, allen voran der Vietnam-Veteran und Außenminister John Kerry, bisher nicht zerstreuen können. Der Behauptung, einige gezielte Raketeneinsätze würden die auf 1500 Tonnen Nervengas-Vorrat gründende Chemiewaffen-Fähigkeit des syrischen Despoten nachhaltig verringern, mangelt es an Plausibilität.

Die Aussicht, dass eine amerikanische Kurzzeit-Intervention dagegen nicht nur eine Eskalation im Nahen Osten auslösen kann, sondern auch weitere Tote und Flüchtlinge mit sich bringt, ist dagegen sehr real. Die amerikanische Öffentlichkeit hat das instinktiv begriffen. Darum ist der von Demoskopen ermittelte Rückenwind für einen Einsatz auch so lau.

Was auffällt bei Obamas Leuten ist der fehlende Ausblick auf den Tag danach. Werden Raketeneinsätze Assad soweit destabilisieren, dass eine politische Verhandlungslösung im Bürgerkrieg samt Abgang des Diktators wahrscheinlicher wird? Wenn nicht, sagen immer lauter vernehmbare Stimmen in Amerika, dann besser die Finger davon lassen.