Es gibt noch eine Generation in Deutschland, die durch die ­Hölle des Krieges gegangen ist. Sie kennt den Schmerz, die Verzweiflung, die Angst. Aber auch ohne ­die traumatischen Kriegs- und Fluchterfahrungen braucht es eine dicke Hornhaut auf der Seele, um unberührt zu bleiben von dieser menschlichen Katastrophe in Syrien.

Die Vereinten Nationen sprechen von drei bis vier Millionen Menschen, die in Syrien selbst auf der Flucht sind, von zwei Millionen, die es ins benachbarte Ausland geschafft ­ha­ben – nach Jordanien, in den ­Liba­non, die Türkei, den Irak. In Wahrheit aber dürfte diese Zahl viel höher liegen, denn nicht alle Flüchtlinge lassen sich registrieren.

Jordanien und der Libanon werden mit dem Zustrom längst nicht mehr fertig, die Vielzahl der Flüchtlinge beginnt, die Stabilität der ­Länder zu gefährden. Deshalb reicht es nicht mehr aus, Syriens Nachbarn finanziell zu unterstützen. Deutschland hat sich nach langen Diskussionen bereit erklärt, 5000 Bürgerkriegsflüchtlinge auf­zu­neh­men. 5000 Menschen – das sind so viele wie manchmal in einer einzigen Nacht im jordanischen ­Lager Zaatari ankommen.