Mindestlohn, Euro-Rettung, NSA-Skandal, Syrien: 90 Minuten lieferten sich Angela Merkel und Peer Steinbrück im TV-Duell einen Schlagabtausch. Am Tag danach aber wurde mehr über Merkels schwarz-rot-goldene Kette und über Stefan Raab als über Politik geredet.
17,6 Millionen Menschen sahen das TV-Duell Merkel gegen Steinbrück. Gegen diese Zahl kann man nicht anstinken. Wenn sich so viele Leute auf eine politische Debatte einlassen, kann man nicht alles falsch gemacht haben. Die Frage ist nur, ob das Duell ins Unterhaltungsfach gehört. Am Tag danach wurde mehr über Merkels schwarz-rot-goldene Kette und über Stefan Raab als über Politik geredet.
Raab stellte einige griffige Fragen. Welche Partei das Wahl-O-Mat Merkel empfehlen würde, wüsste man gern. Raab hat sich indes produziert, als er aus Steinbrück ein Bekenntnis zur Großen Koalition herausholen wollte. Das würde die SPD erledigen, ein richtiger Stimmungskiller, für den Kandidaten: politischer Selbstmord auf offener Bühne. Man konnte keine Antwort erwarten. In Wahrheit war die Frage das Ereignis. Raab total. Das ist so, als wäre beim Boxen der Ringrichter wichtiger als die Kämpfer. Voll daneben.
Steinbrück kam kompetent, aber detailversessen und grimmig rüber. Von ihm wird vermutlich keine Schlüsselszene, kein Wortgefecht haften bleiben. Und doch: Er hat das Duell genutzt. In der SPD könnte es eine „Jetzt geht es los“-Stimmung entfachen. Und Merkel? Ließ sich nicht vorführen, vor allem nicht in die Karten schauen. Sie ist uneitel. Das hilft, so eine Sendung zu überstehen. Der genialste Satz war ihr letzter: „Und dann wünsche ich Ihnen einen schönen Abend.“ So war es, so banal.