Die Sache ist keinesfalls dümmer als die Polizei erlaubt. Da machen sich Polizeipräsidenten Gedanken darüber, wie ihre Dienststellen effektiver arbeiten können, wie sie ihrem eigentlichen Auftrag - der Verbrechensbekämpfung - wirksamer nachgehen können. Es wirkt aber instinktlos, wenn Polizeipräsidenten ureigene Aufgabenbereiche der Beamten wie die Konfliktlösung bei Ruhestörungen und den Opferschutz bei häuslicher Gewalt in fremde Hände geben wollen - und damit dem subjektiven Sicherheitsgefühl der Bevölkerung Schaden zufügen.
Wer kann schon zuverlässig einschätzen, ob hinter dem Alarmanruf bei einer Polizeidienststelle ein Bagatellfall steckt oder ein höchst gefährlicher Einsatz folgen muss? Die Gedankenspiele auf hoher Ebene sind eine Art Verzweiflungsakt: Die Polizei-Manager wissen genau, dass viele Dienststellen - insbesondere auf dem Land - unter einer unzureichenden personellen Ausstattung leiden. Dass Überlastung bei Beamten (fast) an der Tagesordnung ist. Und dass eine Besserung nicht in Sicht ist. Im Gegenteil: Es ist zu befürchten, dass aufgrund fehlender finanzieller Mittel in Zukunft die Polizei nicht mehr in dem Maße vorhanden sein wird, wie es sich der unbescholtene Bürger wünscht.
Es ist die Errungenschaft eines freien Landes, wenn nicht an jeder Straßenecke geballte Polizeipräsenz zu sehen ist. Es wäre aber ein Fehler, wenn aufgrund von Personalmangel die Frauen und Männer in Polizeiuniform mehr oder weniger ganz aus dem Straßenbild verschwinden würden. Nicht nur, dass sich potenzielle Gesetzesbrecher im Besitz eines Freifahrtscheines wähnen könnten - auch das Bild von der „Polizei - deinem Freund und Helfer“ würde Schaden nehmen.