Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Eibling bringt das Drama in einen Satz: „Die Bahn verkauft Fahrkarten nach Mainz für Züge, die hier nicht halten“. Die Hauptstadt von Rheinland-Pfalz ist derzeit vom deutschen Schienennetz abgekoppelt. Ihre Bürger müssen nach Hessen, um weiterzukommen. Der Ruf des Staatsunternehmens ist so geschädigt wie das Mainzer Image.
Vor allem: Mainz ist wohl überall. Morgen können Dortmund, Essen und Duisburg betroffen sein, deren Bahnhöfe zu den größten der Republik zählen. Erst durch diese Stellwerksaffäre ist klar geworden, dass die Schaltstellen für einen reibungs- und auch unfallfreien Bahnbetrieb in Deutschland personell dramatisch unterbesetzt sind.
Es reicht nicht, nur Schuldige zu suchen. So mancher Sparkommissar, dessen Vorgabe das Debakel herbeigeführt hat, arbeitet auch nicht mehr im Staatsbetrieb. Es ist vor allem schnell vieles anders zu machen. Ausgeruhte Fahrdienstleiter in ausreichender Zahl sind zu heuern. Auch auf anderen Arbeitsstellen ist die Erkenntnis praktisch umzusetzen, dass der Mensch nicht durch noch so perfekte IT-Systeme verdrängt werden kann.