Der perfekte Alptraum: Im Scheidungskrieg landet ein Mann vor Gericht. Was er sagen will, wird nicht gehört, seine Anzeige über Schwarzgeldgeschäfte ignoriert, alle Anschuldigungen der Gegenseite aber gelten trotz diverser Widersprüche als wahr.

Gutachter, die den Mann nie gesprochen haben, erklären ihn für psychisch krank und gefährlich. Das beschert ihm statt einer Geld- oder Bewährungsstrafe die Einweisung in die geschlossene Psychiatrie. In der bleibt er sieben Jahre, weil er, denn er betrachtet sich ja nicht als krank, alle Therapien verweigert. Und weil die bayerische Justiz sich ebenso konsequent weigert, einen Fehler einzugestehen - wie vor wenigen Tagen noch das Landgericht Regensburg.

Könnte das jedem passieren? Diese Frage hat den Fall Mollath so brisant werden lassen, dass die bayerische Justizministerin einen 180-Grad-Schwenk vollzogen hat und plötzlich für eine Überprüfung eintrat. Das lässt selbst die begrüßenswerte Entscheidung des OLG Nürnberg in einem seltsamen Licht erscheinen, denn sie kam überraschend schnell. Eigentlich hatten Mollaths Unterstützer aufs Bundesverfassungsgericht gesetzt.

Vielleicht ist Gustl Mollath psychisch auffällig. Möglicherweise ist er gewalttätig geworden. Das wird demnächst wohl korrekt überprüft. Erstmals. Nach so vielen Jahren. Das ist ein Skandal, eine Tragödie, ein Alptraum.