Von den dunklen Kapiteln im Leben ihrer Leinwandlieblinge wollten die Deutschen lange nichts wissen; Heinz Rühmann und Joseph Goebbels in einem Satz zu nennen, schien ihnen ungeheuerlich. Viele andere Filmgrößen ließen sich nicht von den Nazis zwingen und emigrierten. Es ging also auch anders.

Die Wunde lässt sich nicht schließen, und die Debatte bricht bei jedem Anlass wieder aus, wie der Film über Heinrich George zeigt: Durften sich die Stars der Ufa-Ära von den Nazis als Werbeträger für deren Schandwerk missbrauchen lassen? Hätten sie nicht wenigstens das Weite suchen müssen, wenn schon die Angst zu groß war, aufzubegehren? Oder muss man ihre Zwänge akzeptieren, im Ausland schwer Fuß fassen zu können?

Von den dunklen Kapiteln im Leben ihrer Leinwandlieblinge wollten die Deutschen lange nichts wissen; den netten Heinz Rühmann und Joseph Goebbels in einem Satz zu nennen, schien ihnen ungeheuerlich. Mit der Entschuldigung, man sei doch Künstler gewesen und nicht Politiker, käme man heute indes nicht mehr durch: Wie politisch muss man sein, um im Verbrennen von Büchern und dem Beseitigen von Gegnern die Vorboten des organisierten Wahnsinns zu erkennen? Wie intelligent muss man sein, um zu verstehen, dass es keinen unpolitischen Film gibt, weil selbst die harmloseste Komödie mindestens den Zeitgeist transportiert? Ganz sicher gilt das für die Durchhalte-Propagandafilme der Kriegsjahre.

Es stimmt ja, dass jenen, die nach dem Krieg geboren wurden, das Ur­teil schnell über die Lippen kommt, weil es einfach ist. Gleichwohl muss man den Mitläufern vorhalten, dass Marlene Dietrich, Billy Wilder, Ernst Lubitsch, Fritz Lang, Peter Lorre oder Ernst Deutsch und viele andere Filmgrößen sich nicht von den Nazis zwingen ließen und lieber emigrierten. Es ging also auch anders.