In seinem Wahn, die Demokratisierung in seinem Land im Keim zu ersticken, ist Erdoğan offensichtlich jegliche Antenne abhanden gekommen. Sollten sich Gewalt und Gegengewalt weiter gegenseitig aufschaukeln, verliert die Türkei ihre so wichtigen Touristen und Investoren.

Erdoğan hat die Türkei zum Wirtschaftswunderland gemacht. In seinen zehn Jahren als Regierungschef wuchs das Bruttosozialprodukt um mehr als das Doppelte, das Pro-Kopf-Einkommen verdreifachte sich. Die Arbeitslosigkeit sank unter zehn Prozent. Erdoğan holte ausländische Unternehmen ins Land, die 2011 rund 16 Milliarden Euro in der Türkei investierten – 635 Millionen aus Deutschland.

Doch mit seinen Wasserwerfern und knüppelnden Polizisten zerstört der Ministerpräsident die gesunde wirtschaftliche Basis, die er selbst aufgebaut hat. Erdoğan beschimpft sogar einzelne Unternehmen, die Sympathie mit den Bürgerprotesten äußern und redet sich die Talfahrt der türkischen Börsen schön.

In seinem Wahn, die Demokratisierung in seinem Land im Keim zu ersticken, ist Erdoğan offensichtlich jegliche Antenne abhanden gekommen. Wenn er damit droht, die Armee gegen Demonstranten aufzuhetzen, begibt er sich in die internationale Isolierung. Sollten sich Gewalt und Gegengewalt weiter gegenseitig aufschaukeln, verliert die Türkei ihre so wichtigen Touristen und Investoren. Märkte sind sensibel. Dem Wirtschaftswunder droht ein jähes Ende. Auch dagegen kämpfen die Menschen auf dem Taksimplatz.