Trotz aller Schnitte läuft Thyssen-Krupp gegen die Uhr. Die Geldvernichtung in Brasilien hat derart monströse Ausmaße angenommen, dass sich das Unternehmen möglicherweise Geld an der Börse beschaffen muss. Und das kann weitreichende Folgen fürs Revier haben.

Kein Unternehmen in einer Marktwirtschaft kann staatliche Hilfe einfordern, wenn es ihm einmal schlecht geht. Die Debatte um die vermeintliche Systemrelevanz der Banken hat eindrücklich gezeigt, wohin das führt: Letztlich waren es die Steuerzahler, die für unternehmerisches Versagen und Zockereien der Banken herhalten mussten. Bei Thyssen-Krupp käme auch niemand auf die Idee, in der Not nach dem Staat zu rufen.

Der Vorstand kämpft mit harten Schnitten darum, das Unternehmen flott zu kriegen. Eine Führungsebene ist gestrichen, die Zahl der Bereichsvorstände annähernd halbiert worden, eine neue Unternehmens- und Entscheidungskultur hält Einzug. Das ist zwar für die Angestellten und Stahlleute, die den Konzern verlassen sollen, ein schwacher Trost. Es zeigt aber, wie tiefgreifend der Umbau ist. Und wie wichtig es ist, die Betriebsräte mit im Boot zu haben.

Trotz aller Schnitte läuft Thyssen-Krupp gegen die Uhr. Die Geldvernichtung in Brasilien hat derart monströse Ausmaße angenommen, dass sich das Unternehmen möglicherweise Geld an der Börse beschaffen muss. Und das kann weitreichende Folgen fürs Revier haben. Die Krupp-Stiftung und der Traditionskonzern – systemrelevant sind auch sie nicht, aber deren enorme Bedeutung fürs Ruhrgebiet ist an allen Ecken zu besichtigen. Schon allein wegen der rund 350 Millionen Euro, die aus der Stiftung ins Revier geflossen sind.

Der Verlust der Sperrminorität der Stiftung birgt das Risiko einer Übernahme mit anschließender Filetierung. Im Falle des Falles käme es darauf an, ob langfristig orientierte Aktionäre mit größeren Aktienpaketen dem Unternehmen aus ökonomischen Gründen treu bleiben und Zeit verschaffen. Werte schaffen und etwas fürs Gemeinwohl tun – das passt allemal besser hierher als der Heuschrecken-Kapitalismus.