Die Chancen für den Einzug der Piraten in den Bundestag stehen schlecht. Viele Protestwähler haben inzwischen den Internetaktivisten den Rücken gekehrt. Im Wahlkampf können die Freibeuter nur hoffen, dass ihre Kernthemen Konjunktur bekommen.

Abgesehen von dem unsäglichen Theater um Onlineparteitage haben sich die Piraten am Riemen gerissen. Nach dem vergurkten Parteitag in Bochum brachten sie ihr Wahlprogramm diszipliniert durch. Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen, dem Gratis-Nahverkehr oder Volksentscheiden grenzen sie sich nun deutlich von anderen Parteien ab. Sie sind jenseits ihrer Kernthemen nun aufgestellt. Mit Katharina Nocun haben die Freibeuter eine politische Geschäftsführerin, die nicht nur den peinlichen Johannes Ponader ablöst, sondern auch in die Fußstapfen von Marina Weisband treten könnte.

Dennoch stehen die Chancen für den Einzug in den Bundestag schlecht. Das Wahlprogramm liest sich in vielen Punkten wie eine Wünsch-dir-Was-Liste, es ist widersprüchlich oder unkonkret. Die Piraten wollen etwa bedingungslose Grundeinkommen, doch die Höhe und genaue Finanzierung ist offen. Erschwerend kommt hinzu: Der Reiz des Neuen ist verflogen. Viele Protestwähler haben inzwischen den Internetaktivisten den Rücken gekehrt.

Im Wahlkampf können die Freibeuter nur hoffen, dass ihre Kernthemen Konjunktur bekommen. So hat die Telekom mit ihrer Drosselung von Internet-Flatrates ungewollt Schützenhilfe geleistet.