In Cleveland, so viel darf man schon sagen, ist den Ermittlungsbehörden die Ausdauer abhanden gekommen, entschlossen bis zum Letzten nach den Verschwundenen zu suchen. Und Nachbarn, die sich jetzt tränenreich in den Armen liegen, haben jahrelang ihre sozialen Antennen auf Nicht-Empfang gestellt. Wie konnte das geschehen?
In Amerika verlangen selbst die finstersten Geschichten nach einem Happy End. Darum wird es mit einiger Vorhersehbarkeit so sein, dass Amanda Berry, Georgina DeJesus und Michele Knight bald als Symbole der Hoffnung herhalten müssen. In Interviews, Büchern und Psycho-Studien. Über das sprachlos machende Gefängnis von Unterdrückung und Missbrauch, über die Hölle schlechthin, in der sich die drei jungen Frauen aus Cleveland befunden haben, wird nur noch am Rande die Rede sein. Dabei ist es nicht der erste „American Fritzl“ und die erste „American Kampusch“, die zum Innehalten zwingen.
In Cleveland, so viel darf man schon sagen, ist den Ermittlungsbehörden die Ausdauer abhanden gekommen, entschlossen bis zum Letzten nach den Verschwundenen zu suchen. Und Nachbarn, die sich jetzt tränenreich in den Armen liegen, haben jahrelang ihre sozialen Antennen auf Nicht-Empfang gestellt. Wie konnte das geschehen? Darüber zu reden, die Unempfindlichkeit für die unmittelbare Umwelt zu sezieren, das wäre sinnvoll. Sinnvoller, als sich einreden zu wollen, dass man nichts ahnen konnte von der unfassbaren Tragödie nebenan.