Deutsche Flüchtlingspolitik im Jahr 2013 sieht noch immer so aus: Junge Menschen, die hier aufgewachsen und sozialisiert worden sind, werden abgeschoben, wenn sie volljährig sind, obwohl sie in ihren Herkunftsländern – oft Länder auf dem Balkan – überhaupt keine Perspektiven haben. Es ist traurig, dass nur Verzweiflungstaten wie die von Mariama das Geschrei kurz verstummen und unsere Wohlstandsgesellschaft nachdenklich werden lassen.
Eine junge Frau verbrüht sich selbst mit siedendem Wasser, um ihrer Abschiebung zu entgehen; es bedarf keines großen Einfühlungsvermögens, um sich vorzustellen, wie verzweifelt die 19-jährige Mariama gewesen sein muss. Und es ist leider wie immer: Erst ein schlagzeilenträchtiges, weil erschütterndes und berührendes Einzelschicksal öffnet – zumindest kurz – den Blick auf generelle Missstände. Deutsche Flüchtlingspolitik im Jahr 2013 sieht noch immer so aus: Junge Menschen, die hier aufgewachsen und sozialisiert worden sind, werden abgeschoben, wenn sie volljährig sind, obwohl sie in ihren Herkunftsländern – oft Länder auf dem Balkan – überhaupt keine Perspektiven haben. Familien werden auseinandergerissen, weil es eine gnadenlose Bürokratie so verlangt. Aktuell steigt sogar der Ausreisedruck auf junge Afghanen, deren Heimat noch immer von Gewalt erschüttert wird.
Flüchtlinge haben kaum eine Chance zu arbeiten, dürfen nicht frei reisen, leben in heruntergekommenen Unterkünften, werden wie Verbrecher behandelt und oft in Abschiebehaft gesteckt, bevor sie in die Heimat oder in „sichere“ Drittstaaten ausgeflogen werden. All das wird als selbstverständlich hingenommen. Als sich im vergangenen Jahr mehrere Iraner in Süddeutschland die Münder zunähten, um gegen ihre Behandlung zu protestieren, löste das kaum mehr als Achselzucken aus.
Menschen, die vor Krieg und Elend fliehen, ertrinken zu Tausenden vor den Küsten Europas, dem Kontinent, der für sie ein Sehnsuchtsort ist. Sie vegetieren in katastrophalen Zuständen in griechischen und maltesischen Gefängnissen, auf den Straßen Italiens und Spaniens. In Deutschland wird darüber jenseits der Unterstützungszirkel von Flüchtlingen so gut wie nicht gesprochen. Stattdessen schlägt die Empörung über „Wirtschaftsflüchtlinge“ hohe Wellen. Menschen werden verurteilt und diffamiert, die von einer besseren Zukunft für sich und ihre Kinder träumen und dafür alles aufs Spiel setzen. Das ist schäbig. Und es ist traurig, dass nur Verzweiflungstaten wie die von Mariama das Geschrei kurz verstummen und unsere Wohlstandsgesellschaft nachdenklich werden lassen.