1933 bis 1945. Die Jahre bleiben das Trauma der Deutschen. Es sind die Jahre ihrer großen Schuld in der Geschichte. Politisch. Militärisch. Moralisch natürlich. Am Ende auch: juristisch.
Politisch sitzt Deutschland nicht mehr auf der Sünderbank. Es ist anders, eine sanfte Weltmacht geworden. Militärisch mischt es mit – in Friedenseinsätzen. Moralisch hat es längst um Verzeihung nachgefragt für die sechs Millionen vergasten Opfer der Nationalsozialisten und für die 50 Millionen weiteren Toten, die Hitlers Angriffskriege forderten.
Aber: Hat das Land alles getan, dass die Täter, die überzeugten Fanatiker und die eiskalten Planer des Völkermords, gefasst wurden? Dass sie verurteilt wurden? Dass sie gerechte Strafen erhielten? Dass auch die, die das Morden „nur“ bereitwillig mitmachten, Buße tun mussten?
Die Fragen sind heute, 70 Jahre danach, nur schwer zu beantworten. Die meisten Opfer, Zeugen und Täter sind tot. Das gilt vielfach auch für politisch und justiziell Verantwortliche der 50er- und 60er-Jahre. Sie haben oft lange gezögert, mit der Schärfe des Strafrechts vorzugehen. Dabei gilt: Mord verjährt nie.
Erst jetzt hat sich ein Wandel in der Rechtsprechung ergeben. Wer die Mörder unterstützte, ist zur Verantwortung zu ziehen. Der Fall Demjanjuk hat der Justiz diesen Weg gewiesen. Sie sollte ihn gehen. Es ist richtig, dass gegen Greise ermittelt wird. Sie müssen nicht ins Gefängnis. Aber sie müssen um die große Schuld in ihrem Leben wissen.