Die Gefahr, dass Nordkoreas Drohgebaren außer Kontrolle geraten könnte, was bei einem begrenzten Scharmützel mit der südkoreanischen Seite durchaus passieren könnte, ist nicht gebannt. Es ist höchste Zeit für Verhandlungen.

Der Mangel an verlässlichen Erkenntnissen über die Strategie des neuen Machthabers in Nordkorea macht es so schwierig, die eskalierende Kriegs-Rhetorik aus Pjöngjang treffend einzuordnen. Dass auch Amerika nicht wirklich präzise weiß, wie ernst es Kim Jong-Un mit seinen Tiraden ist und welche Ziele er verfolgt, ist dabei besonders beunruhigend.

Bislang hat sich Washington auf den Standpunkt gestellt, der junge Diktator wolle mit seinen bizarren Kraftmeiereien eine lange nordkoreanische Tradition fortsetzen und fehlende innenpolitische Muskulatur aufbauen. Für real hält in der US-Regierung die Drohung eines atomaren Erstschlags so gut wie niemand. Diese Besonnenheit steht in gewissem Gegensatz zur außergewöhnlichen Machtdemonstration durch fliegendes Hightechgerät über der koreanischen Halbinsel, dessen nukleare Fracht den Hunger- und Unrechtsstaat in die Steinzeit bomben könnte.

Das Vorzeigen der Folterwerkzeuge hat die Eskalation bisher nicht gestoppt. Die Gefahr, dass Nordkoreas Drohgebaren außer Kontrolle geraten könnte, was bei einem begrenzten Scharmützel mit der südkoreanischen Seite durchaus passieren könnte, ist nicht gebannt. Zumal Chinas passive Schlichter-Rolle in dem Konflikt noch nicht abschließend zu bewerten ist.

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Die Schutzmacht Peking hätte die Mittel, um Kim Jong-Un in den Senkel zu stellen. Mit dem Risiko, dass Washington in diesem Teil Asiens mehr Gewicht bekommt. Die Hängepartie wird auf dem Rücken der darbenden Bevölkerung Nordkoreas ausgetragen.

Sie zahlt den hohen Preis für das rumpelstilzchenhafte Regime. Es ist höchste Zeit für Verhandlungen.