Es bewegt sich etwas im Revier. Ein bisschen unbemerkt von der Öffentlichkeit reift überparteilich der Wunsch, die Region zu einer Art Metropole zu schmieden. Das Wort „Ruhrstadt“ nimmt keiner in den Mund. Niemand will ernsthaft eine Riesen-Kommune, die von einer mächtigen Zentrale aus verwaltet und regiert wird. Aber es setzt sich das Bewusstsein durch, dass das Revier, wenn es um regionale Themen geht, häufiger mit einer Stimme sprechen sollte. Denn als vielstimmiger Chor erreicht es zu wenig.
Es ist ja nicht nur so ein Gefühl, dass dieses Ballungszentrum zum Beispiel beim Straßen- und Schienenverkehr abgehängt wird. Die Züge sind zu langsam und überfüllt; die Bahnen überqueren ständig Grenzen von Verkehrsverbünden; Straßen und Brücken sind marode. EU-Geld könnte besser eingesetzt werden, wenn es in die Region flösse. Und nicht nur in einzelne Städte.
Keine Nebenregierung zu Bezirksregierungen und Landschaftsverbänden geplant
Der Regionalverband Ruhr (RVR) will künftig Aufgaben für die Städte übernehmen können. Die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht. Laut CDU-Ruhr-Chef Oliver Wittke steht die Landtagsfraktion der Union hinter den Plänen des Reviers. Das ist wichtig, denn der Landtag muss darüber entscheiden. Die Ruhr-SPD, die sich früher kaum auf eine gemeinsame Linie einigen konnte, zieht hier ebenfalls an einem Strang. Sie ist sogar ein Protagonist dieser Entwicklung. Die Revier-Grünen sind mit im Boot, die Linke auch, und die FDP will eigentlich auch einen stärkeren RVR, obwohl sie gestern bei der Abstimmung noch ausscherte.
Ein Ruhrgebiet, das mehr Einigkeit sucht, weckt Ängste im Umland. Frank Baranowski, Sprecher der Ruhr-SPD, unterstrich gleich, dass man keine Nebenregierung zu Bezirksregierungen und Landschaftsverbänden gründen will. Er weiß: Das Revier kommt mit Diplomatie weiter, nicht mit Konfrontation.
Schon 2014 sollen die Bürger direkt Abgeordnete in ein Ruhrparlament wählen können. Viele werden sich fragen, wofür das gut ist. Antwort: Es ist ein Unterschied, ob ein Politiker „nur“ für Dortmund gewählt wird oder für das Revier. Der eine arbeitet für Dortmund. Der andere schaut über Tellerränder. Und das war bisher leider die Ausnahme.