Philipp Rösler, fest verwurzelt in der katholischen Soziallehre, hat die Chance, die Liberalen aus dem sozialen Kühlschrank ins Freie zu führen. Der Mann, der eben noch eine Lachnummer an den Stammtischen war, ist ein nachdenklicher und bodenständiger Politiker, ein gewiefter Taktiker der Macht.
Wer Philipp Rösler ein wenig näher kennt, muss mit Blindheit geschlagen sein, wenn er nicht dreierlei erkennt: eine immens intelligente politische Begabung, ein durch eine kurvenreiche Biografie außergewöhnlich nachdenklicher und bodenständiger Politiker, ein gewiefter Taktiker der Macht, der es zum Vizekanzler und Parteichef gebracht hat.
Wie bitte? Das soll den Mann beschreiben, der eben noch eine Lachnummer an den Stammtischen war, über den jüngst Kübel an Häme und verächtlichem Spott ausgegossen wurden? Eben dieser Philipp Rösler! Er übernahm den Parteivorsitz, weil andere zögerten und die Liberalen ihres wetterwendischen Chefs Westerwelle überdrüssig waren. Er bot seinem Rivalen Rainer Brüderle, an dessen politischem Tiefgang erhebliche Zweifel angebracht sind, überraschend die Macht an und schnappte sie ihm mit dieser Überrumpelungstaktik weg. Brüderle darf sich noch einmal in der Abendsonne seiner Karriere wärmen. Dann ist dieser Typus des eher plumpen Wirtschaftsliberalen Geschichte. Rösler hingegen hat, fest verwurzelt in der katholischen Soziallehre, die Chance, die Liberalen aus dem sozialen Kühlschrank ins Freie zu führen. Eine solche Form von Liberalität könnte eine Gesellschaft, die an vielen Stellen längst libertär geworden ist, schon in Kürze als sehr ansprechend und modern empfinden. Denn die Volkserzieher anderer Parteien fallen vielen Menschen inzwischen auf die Nerven, und stabile Milieus für die ehemaligen Volksparteien CDU und SDP gibt es kaum noch.
Zweimal Auferstehung, dreimal Abstrafung: Die NRW-Liberalen Christian Lindner und Daniel Bahr erhielten herbe Dämpfer, der irrlichternde Dirk Niebel ebenso. Gänzlich ungerecht entschied das Parteivolk nicht.