So viel ist klar: Auch nach dem Beschluss des Bundesrates wird es so schnell keinen flächendeckenden Mindestlohn in Deutschland geben. Die schwarz-gelbe Regierungskoalition stellt sich weiter quer. Für Hunderttausende Menschen in Deutschland heißt das: Sie müssen sich weiterhin staatlich alimentieren lassen, obwohl sie Vollzeit arbeiten. Anders ausgedrückt – der Steuerzahler muss auch künftig Lohndumping subventionieren.

Es ist eigentlich recht einfach: Wenn Arbeitgeber nicht willens sind, ihren Beschäftigten einen zum Leben ausreichenden Lohn zu zahlen, muss der Staat eingreifen. Die Lohnspreizung in Deutschland nimmt seit Jahren zu. Die obersten Einkommen steigen stetig, Arbeitnehmer am unteren Ende der Gehaltsskala haben hingegen Reallohneinbußen. Das gefährdet erstens den gesellschaftlichen Zusammenhalt und ist zweitens auch volkswirtschaftlich unsinnig. Menschen, die keine Wertschätzung über ihre Gehaltsabrechnung erfahren, sind weniger motiviert und damit auch weniger produktiv als jene, denen ein vernünftiger Lohn gezahlt wird. Arbeit ist eben kein Wert an sich.

Die Argumentation, ein flächendeckender Mindestlohn werde zig Arbeitsplätze kosten, steht auf keinem ernstzunehmenden Fundament. Jobs im Dienstleistungssektor – um die geht vorrangig – können nur in Ausnahmefällen ins Ausland verlagert werden.

Nebenbei: Ein Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde ist nicht die Welt und keine Absicherung gegen Altersarmut. Wer ein Arbeitsleben lang 8,50 Euro in der Stunde bekommt, wäre im Alter trotzdem auf Grundsicherung angewiesen. Aber ein längst überfälliger Anfang für mehr Lohngerechtigkeit wäre allemal gemacht.