Der EU-Emissionshandel liegt am Boden, der Preis für den Ausstoß von einer Tonne Kohlendioxid ist im Keller. Um die fünf Euro gibt es derzeit für eine gehandelte Tonne CO2 - billiger als eine Pizza. Das ist Klimaschutz zum Spottpreis. Vor acht Jahren eingeführt, damals gab es das Zertifikat für 28 Euro pro Tonne, steckt das System in der Krise.
Das einst als wichtigstes Instrument zur Erreichung der EU-Klimaschutzziele gepriesene Instrument verfehlt seine Wirkung. Betroffene Unternehmen, in Europa mehr als 12.000, die jedes Jahr tonnenweise Kohlendioxid in die Atmosphäre blasen, müssen nicht mehr überlegen, ob sie Zertifikate kaufen oder investieren, um den Ausstoß von Klimagasen zu reduzieren. Bei diesem Billigpreis bleibt der Klimaschutz auf der Strecke.
Der Preisverfall hat Folgen. Energiekonzerne, die Kohlekraftwerke betreiben, frohlocken, Branchen, die viel Energie benötigen, sei es Metallverarbeitung, Zementherstellung, Papierproduktion, freuen sich im internationalen Wettbewerb über niedrigere Kosten. Die Leuchtenindustrie in Südwestfalen, mit energieeffizienten Produkten unterwegs, fürchtet hingegen einen Auftragseinbruch, weil Innovationen aus den Erlösen des Emissionshandels gefördert werden. Das Tauziehen in Berlin und Brüssel um kurzfristige Wirtschaftsziele und langfristigen Klimaschutz ist im vollen Gange.