Das Schöne am Wahlkampf ist, dass er mühsam versteckten Konflikten unter dicken Freunden die Kuscheldecke wegzieht. Bislang durfte sich Rot-Grün über das Erscheinungsbild einer harmonischen Partnerschaft freuen, auch weil sich die schwarz-gelbe Bundesregierung im Wochentakt zankte. Das dürfte sich nun ändern. Nicht, weil sich FDP und Union nicht weiter stritten, sondern weil die Energie- und Strompreisdebatte das Zeug zum Großthema im Wahlkampf hat – und hier das Streit-Potenzial zwischen SPD und Grünen groß ist.

Inzwischen dürfte dem Letzten klar geworden sein, dass die Energiewende nicht weniger ist als eine Kernsanierung der deutschen Volkswirtschaft. Und dass dabei bereits gigantische Konstruktionsfehler gemacht wurden: Die Ökostromumlage bewegt mehrere 100 Milliarden Euro, allein für die ineffiziente Photovoltaik gingen binnen zwölf Jahren 100 Milliarden Euro drauf. Endlich liegt die Frage nach Strompreisen und den Folgen der ungezügelte Subventioniererei für Arbeitsplätze und Wirtschaft auf dem Tisch. Energiepolitik ist Industriepolitik. Wenn die SPD das Feld den Grünen überlässt, kann sie einpacken.