Jetzt also doch die Wirtschafts-Nato? Vorsicht. Obamas „Ja“ zur Vorbereitung einer Freihandelszone vom Hudson River bis an den Rhein ist bei Licht betrachtet nicht mehr als der Startschuss zu einem Marathon-Lauf mit ungewissem Ausgang. Über den Abbau von nationalen Handelsschranken zum Wohle des Wachstums auf beiden Seiten des Atlantiks wird seit Ende des Kalten Krieges debattiert. Interessenverbände hüben wie drüben haben noch stets für Blockade gesorgt. Diesmal wird, auch wenn die Politik vordergründig mit einer Stimme spricht, der Widerstand nicht viel geringer sein. Selbst wenn man den komplexen Agrar-Bereich vorerst ausklammerte (und somit die leicht emotionalisierbare Frage, ob künftig gentechnisch verändertes Steak aus Missouri auf den Märkten zwischen Potsdam und Paris verkauft werden darf), sind die Hürden für eine Angleichung der Rahmenbedingungen in den Wirtschaftsräumen EU und Amerika hoch. Für Zigtausende Güter - vom Wasserkocher bis zum Kinderspielzeug - müssen Standards und Normen bei der Herstellung vereinheitlicht werden. Nur so wird der wechselseitige Export billiger, der Marktzugang offener. Nur so kann das von Obama propagierte „umfassende Handels- und Investitionsabkommen“ jene zusätzliche Wirtschaftskraft entfalten und Arbeitsplätze schaffen, wie Ökonomen sich das erwarten. Bis es soweit sein könnte, ist Obama längst in Pension. Fünf Jahre, vermuten Experten, werden die Verhandlungen von nun an dauern. Mindestens. Dabei wird ein Detail in den Überlegungen hoffentlich nicht ausgeklammert: Ein Wirtschaftsraum Amerika-Europa ist schön, groß und gut. Aber wo bleibt hier eigentlich der Rest der Welt?