Papst Johannes Paul II., der schwer unter der Parkinson-Krankheit litt, ließ die ganze Welt teilhaben an seinem Leiden. Fast bis unmittelbar vor seinem Tod suchte er die Öffentlichkeit. Die Gläubigen liebten ihn für seine Willensstärke an der Schwelle zum Tod.

Benedikt, ein enger Vertrauter seines Vorgängers, war klug genug zu erkennen, dass sich solch ein Verhalten nicht einfach wiederholen lässt. Mit seinem Rücktritt hat er jedoch – wenn auch auf andere Weise – ein ebenso deutliches Zeichen gesetzt wie der polnische Papst.

Das öffentlich-zelebrierte Sterben Johannes Pauls und der Rücktritt Benedikts – beides steht für die Endlichkeit von Macht und die Demut vor Gott.

Was Benedikts Schritt für die katholische Kirche und das Papsttum bedeutet, ist heute womöglich noch gar nicht absehbar. Der Rücktritt – ab sofort muss er für keinen Papst mehr ein Tabu sein. Und die ersten Forderungen nach einer Begrenzung der Amtszeit sind bereits in der Welt. Nicht auszuschließen also, dass ausgerechnet Benedikt, der stets davor warnte, leichtfertig dem Zeitgeist zu folgen, der Kirche den Weg in die Moderne gewiesen hat.