Freundschaft mag eine schöne Sache sein, aber in der Politik gibt es Wichtigeres. Das gilt für eine unsentimentale Pragmatikerin wie Angela Merkel ganz besonders. Sie hat sich von ihrem Förderer Helmut Kohl distanziert, als es ihr angebracht erschien, und wenn eine langjährige enge Verbündete wie Annette Schavan zur Belastung wird, ist ihre Zeit eben vorbei.
Die Kanzlerin lässt sich nicht von aufgeregten Schlagzeilen treiben, aber ihre Loyalität hat enge Grenzen. Und wenn eine kühle Strategin der Macht sich gegen den Regionalproporz entscheidet, wenn sie die NRW-CDU, die „dran“ gewesen wäre, wie Landeschef Armin Laschet meint, brüskiert, dann tut sie das, weil sie es sich leisten kann. Weil Merkel der einzige große Trumpf ihrer Partei ist und weil deren größter Landesverband nicht gerade birst vor Kraft und Kompetenz. Hermann Gröhe hätte den Job machen können. Laschet auch. Aber zwingend erschien das nicht. Und das ist kein CDU-internes Problem: Der gesunkene Einfluss von NRW zeigt sich sehr negativ im Bundesverkehrswegeplan.
Nun also Johanna Wanka. Sie ist vom Fach. Ihre mathematische Doktorarbeit dürfte die anonymen Plagiatsjäger abschrecken. Aber was kann sie bewirken? Wahrscheinlich zu wenig. Wegen der kurzen Zeit bis zur Wahl. Und weil eine Bundesbildungsministerin dort wirkt, wo 16 Bundesländer das Sagen haben. Annette Schavan hat versucht, was sie zuvor als Landesministerin bekämpft hatte: den Einfluss des Bundes auszudehnen. Sie hat mehr Geld für die Spitzenforschung bereitstellen können. Andere Initiativen sind versandet. Das war nur zum geringeren Teil ihre Schuld. Die Kleinstaaterei im Bildungswesen können wir uns eigentlich nicht mehr leisten. Aber was hätten die Länder sonst noch?