Es kommt immer auf die Perspektive an. Oft wird hierzulande geschimpft auf Nordrhein-Westfalen: Das Land hat ja so viele Schulden und einige abgehängte Regionen und überall kaputte Straßen. Für Menschen aus vielen anderen Staaten hat NRW Charme. Jammern Sie mal einem Griechen was von der Schuldenlast NRWs vor!

Zuwanderung ist auch ein Vertrauensbeweis. Der Schritt in ein fremdes Land erfordert Mut und Tatkraft. Dabei kommen heute Menschen mit höchst unterschiedlichen Motiven: junge Polen, die Europa zugetan sind und drei Sprachen sprechen, verzweifelte Griechen und Spanier, Senioren aus den Niederlanden und jene, die aus Elendsquartieren in Südosteuropa flüchten. Manche träumen von Mahlzeiten, andere vom Master-Abschluss.

Diese Zuwanderung könnte ein Geschenk sein. Der Hochbetagte, der Pflege braucht, der Meister, der keinen Lehrling bekommt, die Verwalter der Rentenkasse sagen „endlich“. Nur eines darf sich nie wiederholen: die Gleichgültigkeit, mit der man den Migranten der 50er- und 60er-Jahre begegnete. Die Perspektive damals war falsch.