Die Affäre um von Thyssen-Krupp gesponsorte Luxusreisen weitet sich aus: Nach Recherchen der WAZ Mediengruppe fuhren auch Gewerkschafts-Mitglieder auf Kosten des Unternehmens nach Kuba. Die Arbeitnehmer sollten laut Thyssen-Krupp im sozialistischen Kuba vor allem helfen, Aufzüge zu verkaufen.
Bertin Eichler hat es selbst erkannt – leider viel zu spät: Es ist nicht alles richtig, was erlaubt ist. Für einen Gewerkschafter gehört es sich einfach nicht, sich von einem Unternehmen, das er kontrollieren soll, zu Luxusreisen einladen zu lassen. Es mag zu seinen Aufgaben als Aufseher gehören, sich an Konzern-Standorten im Ausland umzusehen. Dann aber bitteschön nicht mit Erste-Klasse-Flügen und einem Besuch beim Formel-1-Rennen.
Eichler hat Fingerspitzengefühl vermissen lassen und sich weit von der Belegschaft, die er vertritt, entfernt. Dass er sich von „denen da oben“ einladen ließ, werden „die da unten“ als Affront verstehen. Angesichts der historischen Krise bei Thyssen-Krupp bangen Tausende um ihre Zukunft. IG Metall und Betriebsrat haben viel zu erklären. Dazu gehört auch, dass sie dem Abenteuer Brasilien im Aufsichtsrat zustimmten, in der Öffentlichkeit aber – zu Recht – Protest äußerten.