Als der Stern des Vorsitzenden zu sinken begann und seine „Parteifreunde“ (einer der heuchlerischsten Begriffe, die es gibt) mit Blick auf die anstehende Landtagswahl nervös wurden, da warf er das Handtuch und trat zum nächsten Parteitag nicht mehr an. Der Mann hieß Guido Westerwelle, man schrieb das Frühjahr 2011, und sein als Retter der Partei ausgerufener Nachfolger hieß Philipp Rösler.

Zum Dreikönigstag 2012 hielt er eine beachtliche Rede, die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen überstand die FDP überraschend gut. Doch Rösler half das wenig. Seine jungenhafte Ausstrahlung, derentwegen seine Gegner ihn einst unterschätzten, wurde mehr und mehr zum Malus. Die schnellen Ämterwechsel aus der Landes- in die Bundespolitik und dann vom Gesundheits- zum Wirtschaftsminister haben dem gelernten Arzt und bekennenden Katholiken nicht gut getan: Nirgends konnte er sich wirklich profilieren, und die intrigenreiche Partei nährte ohne Unterlass die Zweifel an seiner Autorität. Man spottete über die Boy-Group.

Wiederum stehen die Liberalen nun vor einer wichtigen Landtagswahl, wiederum sinkt der Stern des Vorsitzenden am Horizont. Doch das übliche Spielchen von einst hat sich verbraucht: Längst hat die FDP nicht nur ein Vorsitzendenproblem, sondern vor allem ein Glaubwürdigkeitsproblem. Ausgerechnet die Partei, die in einem nach links rutschenden politischen Spektrum eigentlich besonders auffallen müsste, dringt mit ihrem Bekenntnis zur Marktwirtschaft nicht mehr recht durch. Die peinlichen Gefälligkeiten für ihre Klientel rächen sich nun. Wenn die drei Weisen aus dem Morgenland der FDP ein rettendes Geschenk machen wollen, werden Gold, Weihrauch und Myrrhe nicht reichen.