Nun setzt also der spanische ACS-Konzern als Mehrheitseigentümer von Hochtief mal eben so dessen Chef Frank Stieler nach eineinhalb Jahren ab. Und Aufsichtsratschef Manfred Wennemer will ganz offensichtlich nicht mehr Teil der bösen Tat sein und wirft hin. Was man nur allzu gut verstehen kann. Denn ACS ist unter Führung von Florentino Perez, schillernder Präsident von Real Madrid, offensichtlich in einer ökonomischen Halbwelt zu Hause. Schließlich setzen hierzulande die Aufsichtsräte einen Vorstandschef ab, nicht einfach der Mehrheitseigentümer.
ACS, die Hochverschuldeten, haben sich schon 2010 unlauterer Methoden bedient, um Hochtief zu kapern. Mit Scheinangeboten an die Aktionäre haben sich die Spanier durch Gesetzeslücken geschlichen. Alle Warnungen, ACS wolle Hochtief ausplündern, halfen nichts. IG-Bau-Chef Wiesehügel fiel sogar der Verteidigungslinie der Betriebsräte in den Rücken. Und jetzt? Jetzt droht tatsächlich die Zerschlagung eines deutschen Traditionskonzerns durch den schwer angeschlagenen spanischen ACS-Konzern, der kurioserweise auch noch indirekt mit deutschem Steuerzahlergeld über EU-Bauprogramme groß geworden war.
Kommt es so, kann man nur hoffen, dass der öffentliche Aufschrei endlich auch in Berlin gehört wird. Denn die Gesetzlücke erlaubte es ACS, mit einem Scheinangebot für Hochtief-Aktien unterhalb des Börsenpreises ein offizielles Übernahmeangebot zu unterlaufen. Das aber hätte sich ACS nie leisten können. So hat sich Berlin zum Gehilfen dieser Übernahme gemacht, mit allen jetzt bevorstehenden Folgen.