Das beschleunigte Hauptschulsterben hat das Sauer- und Siegerland erreicht. Es gibt hervorragende Hauptschulen, deren Absolventen problemlos eine Lehrstelle finden. Aber mit der Demografie wird die Schulform zum Auslaufmodell. Viele Hauptschulen können keine Eingangsklassen bilden, weil Schüler fehlen.
Während 1970 jedes zweite Kind in NRW zur Hauptschule wechselte, ist der Anteil heute auf zehn Prozent gesunken. Damals gab es 1476 Hauptschulen, heute 600 – mit stark rückläufiger Tendenz. Wenn die Schülerzahl überhaupt noch reicht, werden vielerorts Haupt- und Realschulen in Sekundarschulen überführt. Der Schulkonsens wurde zum Rettungsanker, um die letzte Schule im Ort zu halten.
Mit der Streichung der Hauptschule aus der Landesverfassung wurde das schleichende Ende der Schulform besiegelt. Gegen die Abstimmung mit den Füßen gibt es kein Rezept. Dass Befürworter des schulformübergreifenden Lernens die Hauptschule als Resteschule diskreditiert haben, hat nur historische Bedeutung. Widerstände gegen eine Schließung haben wenig Chancen.
Wichtiger als alle Strukturfragen sind die Inhalte. Jetzt müssen die Weichen für die Klientel der Hauptschüler in der Sekundarschule gestellt werden. Dazu gehören eine praktisch orientierte Ausbildung, Berufsberatung und die Vernetzung mit der Wirtschaft über Praktika. Sekundarschule als Gymnasium light verfehlt ihren Auftrag.
Das Auslaufen der Hauptschule darf nicht die Abkehr vom gegliederten Schulsystem einläuten. Die Vision vieler Bildungspolitiker von einer Schule für alle bleibt ein Irrweg.