Vielleicht war es nur ein gut lanciertes Gerücht, aber es machte Hoffnung: Israel und die Hamas stünden - nach europäischer Vermittlung - kurz vor einem Waffenstillstand, hieß es noch vor wenigen Tagen in internationalen Medien. Vergebene Liebesmüh: Es herrscht Krieg im Nahen Osten. Wieder einmal. Und diesmal könnte der Konflikt zu einem Flächenbrand in der ganzen arabischen Region werden. Es regiert der Hass zwischen dem Staat der Juden und seinen palästinensischen Nachbarn, und der entzündet sich auf beiden Seiten mit massiver Gewalt.
Natürlich, Israel muss sich wehren dürfen. Umgeben von unversöhnlichen Feinden - die Hisbollah im Libanon, Hamas im Gazastreifen, Syrien an der Ostgrenze und verstärkt Terroristen des Islamischen Dschihads und von El Kaida auf dem ägyptischen Sinai im Süden - kämpft das Land täglich ums Überleben. Ganz zu schweigen von der Auseinandersetzung mit den Mullahs in Teheran und der Ungewissheit über die Rolle der neuen islamischen Regierung in Kairo.
Allein die radikal-islamische Hamas hat in diesem Jahr schon über 1200 Raketen auf Israel gefeuert. Es gab Verletzte und auch einige Tote. Längst ist das Leben in den grenznahen Städten und Dörfern geprägt von Angst. Und jetzt sogar Raketenalarm in der Hauptstadt Tel Aviv. Ein Alptraum für die Menschen.
Israel schlägt mit harter Hand zurück. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, ein Hardliner in Bezug auf mögliche Friedens-Initiativen mit den Palästinensern, will im Januar wiedergewählt werden. Er weiß eine große Mehrheit seiner Bürger hinter sich, wenn er militärische Stärke demonstriert. Dass in den Elendsgebieten des kaum noch überlebensfähigen Gazastreifens die Ärmsten der Armen ihr Leben verlieren, wird in Kauf genommen.
Schließlich weiß man auch die USA wieder hinter sich. Die Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten sind vorbei, Barack Obama hat zurzeit genug mit seinen innenpolitischen Problemen zu tun, als dass er sich mit voller Kraft in eine neuerliche Nahost-Diplomatie stürzen wird. Kann das Blutvergießen noch gestoppt werden?