Die Kanzlerin gibt sich betont kühl: Ihr doch egal, wer gegen sie als Spitzenpersonal antritt. Ganz so einfach ist es aber nicht. Mittlerweile tummeln sich im Kampf um die politische Mitte mehr Parteien als je zuvor, denn die Grünen dringen mit der Urwahl des Duos Trittin/Göring-Eckardt deutlicher ins bürgerliche Milieu ein, als das in der Paarung mit Claudia Roth oder Renate Künast möglich gewesen wäre.

Sofort schießen die Spekulationen ins Kraut, welche Koalitionskonstellationen damit möglich werden. Das ist deutlich verfrüht, wenn man bedenkt, dass dafür erst einmal ein entsprechendes Wahlergebnis vorliegen muss, das den Parteien einen entscheidenden Hinweis gibt und sie zum Handeln und Verhandeln zwingt.

Richtig ist aber, dass die Schnittmengen zwischen den Parteien immer auch mit der Auswahl des Spitzenpersonals zu tun haben. Da sind Merkel, Steinbrück und Göring-Eckardt nah genug beieinander, um - in welcher Farbmischung auch immer - eine Regierung zu bilden. Falls es nicht, wie die Kanzlerin unverdrossen zu hoffen vorgibt, 2013 doch zur Neuauflage von Schwarz-Gelb kommen wird.

Vor allem im Süden und Norden der Republik haben die Grünen mit ihren Personalentscheidungen gezeigt, dass sie wissen, wer für sie gute Wahlergebnisse oder sogar Spitzenämter erobern kann. Ob damit die Basis der Partei auch nach rechts gerückt ist, steht auf einem anderen Blatt. Die Grünen haben nur mehr taktisches Geschick und Gespür dafür entwickelt, wie sie zu Wahlerfolgen kommen. Dieses Geschick sollte allerdings nun auch Katrin Göring-Eckardt zeigen, indem sie sich vom Vorsitz der EKD-Synode und von der Bundestagsvizepräsidentschaft ohne Wenn und Aber trennt.