Eigentlich schade, dass das Duell Merkel/Steinbrück an einem Sonntag um 18 Uhr schon zu Ende ist. So werden wir leider nie erfahren, ob für diesen Zweikampf eben so viele Deutsche mitten in der Nacht aufstehen und ans Fernsehen/Internet gehen würden wie für das ferne Duell Obama/Romney.

Viele Deutsche finden so einen archaischen Kampf faszinierend, weil er nicht von ihrer Welt ist. Viele mögen diese glanzvolle Emotion, lieben die rhetorische Kraft und schönen Anzüge der Kandidaten, unübertroffen darin Obama, und blicken dann eher verschämt auf die Rednerin Merkel. Und schließlich ist Amerika für uns Deutsche immer noch ein besonderes Land, eng verbunden mit dem Aufbau der Demokratie, dem Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir Deutsche haben US-Demokraten wie Kennedy/Clinton verehrt. Profitiert haben wir indes von Republikanern, zuletzt vom älteren Bush, der unsere Einheit mit ermöglichte.

90 Prozent hierzulande haben Obama gewollt, er ist der Präsident der Deutschen. Man will seinen Lesern ja die gute Laune nicht verderben, aber eben jener Obama hat die Wall-Street-Kapitalisten nicht gehindert, gegen den Euro zu wetten und er wird es auch künftig nicht tun. Früh setzte er sich für eine Vergemeinschaftung europäischer Schulden über Eurobonds ein – kaum eine Forderung ist in Deutschland unpopulärer. Und für Europa interessiert Obama sich kaum.

Zunehmend wird Europa ohne die USA klar kommen müssen. Umso gefährlicher wäre es, die Europäer würden sich über den Euro als in der Welt ernst zu nehmende wirtschaftliche und politische Einheit zerlegen. Die Antwort auf weniger Amerika kann nur mehr Europa lauten.