Die Amerikaner haben es schwer, viel schwerer als vor vier Jahren, den richtigen Präsidenten zu wählen. Obama, gegen Bush als Erlöser gestartet, ist als Politiker gelandet. Heute würde er wohl den Friedensnobelpreis nicht mehr bekommen. Unter seiner Führung ziehen sich die USA aus weltpolitischer Verantwortung zurück: Raus aus Irak und Afghanistan, in beiden Ländern gescheitert, bei der Arabellion, diesem Freiheitsrauschen, das in Islamismus zu enden scheint, völlig ohne Einfluss.

Obamas Konkurrent Romney ist alles andere als ein Hoffnungsträger. Sein Spitzname zielt auf seine Unberechenbarkeit: Flip-Flop. Käme er, der Konservative, es zögen schwere Zeiten herauf für Homosexuelle und Einwanderer – in dem Land, das von seinem Toleranzversprechen und seinen Zugewanderten immer gelebt hat.

Sein neoliberales Versprechen, den Reichen die Steuern, den Armen die staatlichen Zuwendungen zu kürzen, würde den Abstand zwischen ganz oben und ganz unten ins Absurde vergrößern. Als ob das Land nicht ohnehin schon in Norden und Süden, in Arm und Reich, in republikanisch und demokratisch so tief, ja unversöhnlich gespalten wäre wie seit Jahrzehnten nicht. Von dem uramerikanischen Aufstiegsversprechen ist für zu viele Menschen nur noch eine Phrase übrig geblieben. Der Monstersturm Sandy hat eben auch ein Land gezeigt, in dem die Leitungen nicht unter der Erde liegen und das seine Küste weitaus schlechter schützt als die kleinen Niederlande. Ein Aufbruch ist nicht in Sicht.

Zwölf Millionen Arbeitslose, 16 Billionen Dollar Schulden. Und eine politische Klasse, die in ihren beiden Lagern in erschreckender Kriegsrhetorik streitet, ob Steuersenkungen oder Steuererhöhungen der Königsweg sind. Weder Obama noch Romney haben einen überzeugenden Plan für die nächsten vier Jahre vorgelegt. Die Amerikaner wählen also nicht optimistisch die Zukunft, sondern untypisch bescheiden nur das kleinere Übel.

Für Europa ist das, anders als für China, eine schlechte Nachricht. Deutschland kam im US-Wahlkampf nicht ein mal vor.