Wer eine Mütter-Kur beantragt, hat sie im Normalfall auch nötig. Deshalb ist es nicht nur verwerflich, wenn die Krankenkassen hilfesuchende Frauen abwimmeln, sondern auch kurzsichtig. Ein Kommentar.

Mag sein, dass es immer mal wieder einige Frauen gibt, die einfach nur drei Wochen preiswerten „Urlaub“ an der See machen wollen, und deshalb eine Kur beantragen. Der Normalfall ist das aber nicht. Im Gegenteil: Frauen, die sich eine solche Aus-zeit wünschen, haben es bitter nötig. Und zwar mehr denn je: Denn der Anteil der Mütter, die mit Erschöpfungssyndromen bis zum Burn-out in die Kliniken kommen, hat sich seit 2003 um 81 Prozent erhöht.

Der größte Teil der Frauen, die Hilfe suchen, ist erwerbstätig - und damit ständig einer Doppelbeanspruchung ausgesetzt. Und die Liste weiterer Belastungen ist lang: Zu Job und Kindern gesellen sich mitunter noch die Pflege von Angehörigen, Druck bei der Arbeit, Partnerschaftsprobleme und finanzielle Sorgen.

Wie gut, dass es die Möglichkeit gibt, bei einer Kur drei Wochen aufzutanken und neue Kraft zu sammeln, um wieder für den Alltag gerüstet zu sein. Krankenkassen, die Anträge abwimmeln, handeln nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch kurzsichtig. Denn wenn die Belastung immer größer wird, folgt irgendwann unweigerlich der Zusammenbruch. Und da gibt es dann keine Möglichkeit mehr, Leistungen abzulehnen und Kosten zu sparen.