Die Mehrheit der Ausländer lebt gerne in Deutschland. Aus ökonomischen Gründen, natürlich, auch die soziale Ruhe ist angenehm, der Rechtsstaat garantiert Sicherheit, freie Meinungsäußerung . . . - Lernt man Ausländer wie Italiener oder Türken näher kennen, dann erzählen sie einem etwas, was viel über sie verrät: In ihrer alten Heimat geben sie Verwandten preis, was sie hierzulande nie sagen würden: Sie sind stolz auf Deutschland - und stolz, in diesem Land zu leben.

Die sinkenden Einbürgerungszahlen sind demnach kein Schicksal, auch nicht Ausdruck falscher integrationspolitischer Weichenstellungen. Nein, sie sind vielmehr Hinweise auf eine tief im Innern verborgene Unsicherheit der Migranten, die sich darin manifestiert, nicht wirklich willkommen zu sein. Dazu tragen Dutzende von Begegnungen im Alltag bei: der Blick beim Bäcker, die Bemerkung von Jugendlichen an der Bushaltestelle, selbst Gespräche im Kreis der Arbeitskollegen deuten oft zwischen den Zeilen auf eine gewünschte Distanz hin. Und aus der Ferne meldet sich so mancher Politiker, dem man ansieht, dass er sich nur korrekt verhält, um seine eigene Karriere zu fördern.

Vielen Deutschen kann nicht abgesprochen werden, dass sie sich ein gemeinsames Miteinander wünschen. Letztlich aber fordern sie nur eine Bringschuld ein.

Natürlich ist die Einbürgerungsoffensive des Landes zu begrüßen. So wie die der letzten Jahre zuvor auch. Angesichts der demografischen Entwicklung bedarf es aber mehr als Plakate und Flugblätter. Allen voran einer Mehrheit, die offen gesteht: Wir wollen euch als ­Deutsche haben. Und zwar mit allen Rechten und ­Pflichten!