Es ist ein periodisch auftauchendes Gespenst, dem Ungeheuer von Loch Ness nicht unähnlich. In der CDU geht die Sorge um, von großstädtischen Wählern nicht mehr gemocht zu werden.

Das Thema ist seit Jahren verknüpft mit einem christdemokratischen Richtungsstreit. Mit dem Hinweis auf Wahlergebnisse in großen Städten mahnen „Modernisierer“ eine noch weitergehende Hinwendung zu zeitgenössischen Befindlichkeiten an. Ebenfalls mit dem Hinweis auf Wahlergebnisse warnen „Konservative“, das Stammpublikum zu vernachlässigen. Seit Jahren dreht sich die Debatte im Kreis.

Der politische Gegner reibt gerne Salz in die Wunde. Gestern waren es die vor Siegesbesoffenheit außer Rand und Band geratenen Grünen, die Fritz Kuhns Erfolg zum Signal einer „Zeitenwende“, sich selbst für „hegemonial“ und die CDU für nicht mehr mehrheitsfähig erklärten.

Wahr ist: Die Wähler sind nicht mehr so berechenbar wie früher. Das verunsichert die traditionellen Volksparteien. Beide. Bei der CDU ist die Sorge um die „Großstadtkompetenz“ das Symptom dieser Verunsicherung. Falls der Hinweis die Besorgten tröstet: Nur 15 Prozent der Wahlberechtigten leben in Städten mit mehr als 400.000 Einwohnern.