Das ist sie also, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, für die das Familienministerium so vehement kämpft: Viele junge Frauen, die gerade im Beruf Fuß gefasst haben, sagen erst einmal ihren Kollegen und dem Arbeitgeber auf Wiedersehen. Ein Jahr gibt es Elterngeld als Lohnersatz, dann beginnt der Ansturm auf die Kitaplätze für Kleinkinder. Wer leer ausgeht, kann sich künftig mit dem Betreuungs-Taschengeld von 150 Euro noch ein wenig über Wasser halten. Und wenn dann das zweite Kind kommt, geht alles von vorn los.
Ist nach sechs Jahren Familienpause der alte Job noch warmgehalten oder ein neuer gefunden, beginnt für die Mutter der anstrengende Spagat zwischen den halbherzigen Betreuungsmodellen für Schulkinder („offener Ganztag“) und den immer noch unflexiblen Betrieben.
Die Kinder werden älter, die eigenen Eltern auch. Wenn sich alles eingependelt hat zwischen Job und Familie, droht die Pflegebedürftigkeit von Oma und Opa. Wieder lautet die Lösung von Kristina Schröder: Söhne und Töchter (in der Realität sind es Töchter) können im Beruf kürzer treten – mit der Pflegezeit.
Wenn diese Phase endet, sind die Kinder erwachsen. Doch von ein paar Jahren Ruhe im Job bis zur Rente kann wieder keine Rede sein. Die Enkel sind da! Wie gut, dass es die Oma gibt, die bei der Betreuung einspringt und sich freistellen lässt.
Welche Erwerbsbiografie wird da eigentlich unterstützt? Wie sollen sich Frauen im Job etablieren, wenn sie sich immer wieder davon verabschieden? Aus Sicht der Arbeitgeber ist das wahrlich kein Anreiz, Frauen zu fördern. Abgesehen davon sind viele Familien auf durchgehend zwei volle Einkommen angewiesen.
Was Familien brauchen, um in den Alltag Ruhe und Luft zum Durchatmen zu bringen, ist ein verlässliches, hochwertiges Betreuungssystem für Kinder und Pflegebedürftige. Und einen Arbeitgeber, der Rücksicht nimmt. Die Einführung einer Großelternzeit wirkt angesichts dieser großen Aufgabe mehr als hilflos.