Wir Eltern sind aus der Sicht der Kinder wahrscheinlich ganz schön komisch. Wir wollen nicht nur, dass es unsere Kinder einmal besser haben – davon träumten Eltern immer –, wir wollen sie präzise auf die Erfolgsspur leiten. Dafür lassen wir sie für die Schule lernen, bis zu 44 Stunden in der Woche. Zuzüglich Gitarrenkurs, Tastaturschreiben, Basketball-AG. Der nächste Schritt: Möglichst aus jedem Dreijährigen den Naturwissenschaftler, den Ingenieur herauskitzeln.

Am Weltkindertag sei diese Meinung gestattet: Wir Ältere erwarten viel von den wenigen Kindern, die wir in die Welt setzen. Sie sollen mit 5 in die Schule, mit 18 Abi und mit 23 ihren Master machen. Sie sollen gar nicht mehr aufhören zu arbeiten, weil wir um die Rente fürchten.

Kinder lieben Herausforderungen, sie wollen ihre Kräfte messen, sie haben viel Fragen. Es wäre fahrlässig, das nicht zu fördern. Aber bitte mit etwas mehr Augenmaß. Kinder sind auch ohne das Terminkalender-Korsett, in das wir sie pressen, Entdecker. Sogar an Tagen ohne PC, Trainer oder Experimentierkasten. Wir haben die alte Lektion verlernt, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind. Wer sie nicht mehr spielen, flüchten oder faulenzen lässt, der versaut ihnen die schönste Zeit.